Women´s Backgammon Teams Championship 2025: Turnierbericht von Miriam Wieck
Teammitglieder (von links nach rechts): Katja Schäfer, Regine Hall-Papachristopoulos, Sabine Hildebrandt (Kapitänin), Ingrid Sonnabend, Kathrin Hohn-Hein und Miriam Wieck.

Am Morgen des ersten Turniertages versammelten wir uns in der Hotellobby vom Mitsis Galini in der wunderschönen, zwischen Meer und Bergen gelegenen mittelgriechischen Küstenstadt Kamena Vourla, wo die meisten von uns schon in den Tagen zuvor eingetroffen waren. Wir besprachen die Startaufstellungen und Teamkapitänin Sabine gab dabei unser Wettkampfziel vor. Es lautete: Ein Platz in den Top 5!
Im Anschluss an die Registration und das erste offizielle Gruppenfoto hatten wir Gelegenheit, den Turniersaal zu inspizieren, der in einem Nebengebäude des Hotels gelegen und durch einen Spaziergang vorbei an der Badelandschaft auf dem Innenhof zu erreichen war. In dem großzügig geschnittenen, hohen und hellen Raum war bereits eine feierliche Atmosphäre auszumachen, und wir hatten den Eindruck, es besser getroffen zu haben als die Offenen Nationalmannschaften, für die ein wenig stimmungsvoller und schlecht belüfteter Konferenzsaal im Hauptgebäude vorgesehen war.
Insgesamt nahmen 15 Frauenteams an der WBGF Backgammon Teams Championship teil. Ungarn, Dänemark, USA, Japan, Gibraltar und Georgien waren unsere Vorrundengegner. Zum Auftakt hatten wir aufgrund eines Freiloses spielfrei, so dass wir erst um 15 Uhr starteten. Katja, Kathrin und Miriam legten einen gemeinschaftlichen Fehlstart aufs Parkett und übergaben nach einem 0:3 gegen Ungarn den Staffelstab an Ingrid, Regine und Sabine, die den Misserfolg mit einem 3:0 gegen Dänemark umgehend wieder ausbügelten. Ingrid hatte ihr Match gegen Pia Jeppesen nach wenigen Minuten mit 11:0 beendet.
Nach dem Abendessen, das im Hotel oder in einem der zahlreichen Restaurants an der Promenade eingenommen werden konnte, wartete um 22 Uhr Titelverteidigerin USA auf uns. Während die Amerikanerin an Brett 2 die Partie gegen Katja nach einer Weile für sich entscheiden konnte, lieferten sich die beiden Außenposten noch nervenaufreibende Duelle. Beim Stand von 1:5 auf 11 nahm Miriam – den Appell von Teamberater Torsten Lux, immer in Chancen zu denken, im Ohr – einen 4er-Würfel an, als sie sich in einer zwar wenig erfolgversprechenden, nicht aber gänzlich hoffnungslosen Position befand. Sie überlebte die Attacke der Gegnerin und eilte, befeuert von zwei Viererpäschen, ins Bear-Off, bei dem sie ihre Kontrahentin bald überholte. Nichtsdestotrotz nahm die Amerikanerin ohne Umschweife den 8er-Cube entgegen – würfelte jedoch den benötigten Pasch nicht mehr. Der Spielstand drehte sich auf 9:5. Der nun verfolgte Spielplan, das Match mit einem ungedoppelten Gammon nachhause zu bringen, klappte zweimal nicht, und Miriams Führung schrumpfte auf 9:8. Dann aber lief es nach Plan, und das Spiel endete 11:8. Wenig später verlor Ingrid ihr bis zuletzt spannendes Match an Brett 1. Deutschland und USA trennten sich somit 1:2.
Dienstag, 8. April
Ausgeruht und motiviert trafen wir am nächsten Vormittag auf Japan. Ingrid und Sabine gewannen ihre Matche souverän, während sich an Brett 3 ein zäher Zweikampf entfaltete, der beide Rivalinnen in Zeitnot stürzte. Als Miriam sich nach einer halben Ewigkeit glücklicherweise durchsetzen konnte, hatte die nächste Runde gegen Gibraltar bereits begonnen. Kathrin steckte ihre Gegnerin binnen kurzer Zeit locker mit 11:2 in die Tasche, während das Spiel an Brett 3 für Deutschland verloren ging. An Brett 2 musste Sabine starke Nerven beweisen: Aus offensichtlich wachsender Unkonzentriertheit heraus baute ihre Gegnerin immer wieder falsche Spielzüge ein, die im Anschluss korrigiert werden mussten. Als Sabine sich schon auf Erfolgskurs befand, drohte ein heilloses Chaos zu entstehen. Die Gibraltarerin verlor schließlich auf Zeit.
Als nächstes trafen wir auf den berühmt-berüchtigten und gefürchteten Vorjahresgegner Georgien. Miriam gewann 11:2 und freute sich, auch einmal eine Partie zügig abschließen zu können. Regine verlor, nachdem sie sich noch einmal ins Spiel zurückgekämpft hatte, an Brett 1, sodass es in der Mitte zum Showdown kam. Beim Stand von 9:9 auf 11 sah es lange danach aus, dass Katja ihre von einem großen Fanclub umgebene Gegnerin bezwingen würde; dann jedoch drehte sich der Wind und Deutschland verlor 1:2.
Mit drei gewonnenen und drei verlorenen Partien erklärten wir uns für ausgeschieden. Halbherzig dadurch getröstet, zumindest besser als im Vorjahr abgeschnitten zu haben, zogen wir unserer Wege. Immerhin war die Offene Nationalmannschaft noch im Spiel und wir würden am Abend Zeit haben, ihr beim Achtelfinale gegen Dänemark die Daumen zu drücken. Dann aber ploppte um 19:58 Uhr plötzlich eine Nachricht von Kathrin in unserer WhatsApp-Gruppe auf: Wir hatten zu früh getrauert und es doch in die Playoffs geschafft! Um 21:30 Uhr wartete England auf uns. Wie sich herausstellte, teilten wir uns nach der Vorrunde mit mehreren Teams den dritten Platz, verfügten aber mit insgesamt 12 gewonnenen Matches mit einem Punkt Abstand vor Georgien (11 gewonnene Matches) über das beste Punkteverhältnis. Da sieht man es: Jedes einzelne Spiel hat gezählt!!!
Hatte tagsüber noch einigermaßen Remmidemmi im Turniersaal geherrscht, war es nun nach dem Abendessen fast mucksmäuschenstill. In konzentrierter Atmosphäre spielten Ingrid, Miriam und Sabine das Playoff gegen die Engländerinnen. Spannung und Siegeswille lag auf beiden Seiten in der Luft. Sabine ging 9:0 in Führung, verlor jedoch infolge einer späten, aber erfolgreichen Aufholjagd ihrer Gegnerin 9:11. Ingrid und kurz darauf auch Miriam gewannen ihre Partien. Damit hatten wir das Halbfinale erreicht!
In der Hotelbar feierten wir die unverhoffte glückliche Wendung und den erfolgreichen Abschluss des Tages. Ein paar Männer gesellten sich zu uns, waren aber nicht in Feierlaune: Das Nationalteam hatte das Achtelfinale gegen Dänemark zeitgleich 1:4 verloren.
Mittwoch, 8. April
Das 13-Punkte-Halbfinale USA vs. Deutschland war für Mittwochmittag 12:30 Uhr angesetzt. Wir sahen auch die Chance einer Revanche für die verloren gegangene Vorrundenbegegnung gekommen und gingen hochmotiviert ans Werk. Ingrid gewann an Brett 1, während sich Sabine an Brett 3 nicht durchsetzen konnte. Miriam gelang es an Brett 2, einen früh aufgebauten soliden Vorsprung bis zum Ende durchzuboxen. Damit standen wir tatsächlich im Finale! Allerdings blieb uns nur wenig Zeit, die Geschehnisse zu realisieren. Um 16 Uhr – keine 50 Minuten später – stand schon das Endspiel gegen Norwegen an, das als Siegerteam aus der Halbfinalbegegnung gegen Rumänien hervorgegangen war. USA und Rumänien bestritten somit das Spiel um Platz Drei.
Im 15-Punkte-Finale gegen die drei bärenstarken Norwegerinnen Martha Gjelseth, Hanna Thorsen und Marianne Husum gelang es weder Ingrid noch Miriam noch Kathrin, einen Gewinn einzufahren. Wir verloren 0:3, und Norwegen wurde verdient Weltmeisterin. Hanna Thorsen erhielt mit sechs gewonnenen Spielen zusätzlich den Preis für die beste Spielerin des Turniers. Rumänien erreichte den dritten Platz.
Als Teamkolleginnen haben wir von Anbeginn bei allen Spielen mitgefiebert und die vielen Aufs und Abs gemeinsam durchlebt. Mit der Siegerehrung am Mittwochabend gingen drei turbulente Turniertage mit einem Wahnsinnserfolg – der noch 24 Stunden zuvor kurzzeitig in unerreichbare Ferne gerückt zu sein schien – zu Ende. Während manche am nächsten Tag wieder abreisen mussten, blieben die meisten von uns noch vor Ort, nahmen am Greek Grand Prix teil oder erkundeten die Region. Es war eine tolle Zeit!

Finale gegen Norwegen