3-2 (2 weg, 3 weg) 

Von Kit Woolsey, 1998 veröffentlicht hier: bkgm.com 

Freie Übersetzung: Miriam Wieck und Torsten Lux 
 
Kommentare: Torsten Lux 

Nun kommen wir zu den interessanteren Spielständen. Lasst uns als erstes betrachten, was passiert, wenn der zurückliegende Spieler einen Vorteil hat und möglicherweise doppelt.  

Wie sehen die Dinge aus Sicht des führenden Spielers aus? 

Der Besitz des Doppels stellt für ihn keinen hohen Wert dar, da ihm zum Matchgewinn nur zwei Punkte fehlen. Nimmt er den Doppler also an, muss die Partie bis zum Ende gespielt werden. Lasst uns für den Moment davon ausgehen, dass die Stellung kein Gammon-Potenzial hat. Dann sehen die Möglichkeiten für den führenden Spieler wie folgt aus: 

  1. Wenn er den Doppler ablehnt, dreht sich der Spielstand auf 3-3, also 50 % Equity 
  2. Nimmt er den Doppler an und gewinnt das Match, hat er 100 % Equity. 
  3. Nimmt er den Doppler an und verliert, liegt er 3-4 Crawford hinten, also 30 % Equity. 

Das bedeutet, dass der führende Spieler 20 % Equity riskiert (die Differenz zwischen 50 % und 30 %), um 50 % Equity zu gewinnen (die Differenz zwischen 100 % und 50 %). 

Das ist nicht annähernd so gut wie die 3:1-Quote, die man bei ausgeglichenem Spielstand erhält, wenn man überlegt, ob man den Doppler annehmen soll oder nicht. Außerdem kann er das Redoppel nicht nutzen, was die Sache noch schlechter macht. Um ein Take zu rechtfertigen, müsste er das zu Ende gespielte Spiel in fast 30 % der Fälle gewinnen.  

Bei der obigen Analyse wurde davon ausgegangen, dass Gammons nicht im Spiel sind. Schauen wir uns eine typische Position an, in der eine moderate Gammon-Drohung vorliegt. 

Auch wenn Blau einen klaren Vorteil hat, hat Weiß eine solide Stellung mit viel Spiel. Wenn Blau bei neutralem Score doppeln würde, käme das sehr verfrüht, und Weiß hätte ein klares Take. Ein Snowie-Rollout bestätigt das: 

Blau gewinnt Gammon: 18.8% 
Blau gewinnt einfach: 44.0% 
Weiß gewinnt einfach: 29.3% 
Weiß gewinnt Gammon: 7.9% 

–> Klares Take; Situation ist eindeutig nicht volatil genug, um ein Doppel zu rechtfertigen. 

Beim Spielstand von 2-3 (aus Sicht von Blau) ist es aber eine andere Geschichte. Schauen wir uns Weiß´ Equity an, wenn er den Doppler annimmt: 

Blau gewinnt Gammon: 18.8 % x 0 (Blau gewinnt das Match) 
Blau gewinnt einfach: 44.0 % x 30 (Blau führt 4-3) 
Weiß gewinnt: 37.2 % x 100 (Weiß gewinnt das Match) 

Dies ergibt insgesamt 50,4 %. Wenn Weiß das Doppler ablehnt, haben wir einen ausgeglichenen Spielstand, was Weiß 50 % Equity geben würde. Wenn diese Rollout-Ergebnisse korrekt sind, hat Weiß also eine knappe Chance auf den Matchgewinn. Verstärkt man Blau´s Stellung noch ein wenig, sollte Weiß passen. Blau hat also offensichtlich ein Monsterdoppel. – Ein großer Unterschied zum ausgeglichenen Spielstand, wo Weiß ein klares Take hat und Blau noch einen weiten Weg vor sich, bis er überhaupt doppeln sollte.  

Das ist nicht überraschend, sondern vielmehr normal in all denjenigen Fällen, in denen eine Seite in Führung liegt.  
Verdeutlicht wird auch die Bedeutung von Gammons: Eine Gammondrohung verschafft dem zurückliegenden Spieler eine größere Druckwirkung durch den Doppler. Wie üblich sollte der führende Spieler gammonträchtige Positionen vermeiden, während der zurückliegende Spieler sie anstrebt.  

Der zurückliegende Spieler ist jedoch nicht der Einzige mit Zugang zum Doppler – der führende Spieler kann ihn auch geben, wenn die Zeit dafür reif ist.  

Wenn er das macht und der Doppler angenommen wird, wird der zurückliegende Spieler natürlich sofort zurückdoppeln, so dass es um das ganze Match geht.  

Schauen wir uns an, wie die Dinge aus der Perspektive des zurückliegenden Spielers aussehen, wenn er gedoppelt wird: 

Der zurückliegende Spieler passt: Er liegt 2-4 hinten und hat damit eine Equity von 25 %.  
Der zurückliegende Spieler nimmt den Doppler an und gewinnt: 100 % Equity.  
Der zurückliegende Spieler nimmt den Doppler an und verliert: Er hat das ganze Match verloren – 0 % Equity.  

Damit riskiert der zurückliegende Spieler 25 %, um 75 % zu erzielen. Die Quote ist genau 3 zu 1; dieselbe wie bei neutralem Score.  
Es gibt jedoch zwei Faktoren, die die Situation von derjenigen eines ausgeglichenen Spielstands unterscheiden:  
Ersten sprechen wir vom Gewinn des ganzen Matches. Gammons spielen keine Rolle.  
Zweitens erhält der zurückliegende Spieler nicht die Recube-Power, die er bei ausgeglichenem Score erhalten würde. Er wird natürlich sofort zurückdoppeln. Dann aber wird das Spiel bis zum Ende weitergespielt. Bei ausgeglichenem Spielstand kann man Stellungen annehmen, in denen man weniger als 25 % Gewinnchancen hat, weil der mögliche Redoppel bedeutet, dass man manche Spiele gewinnt, die man verlieren würde, würden sie bis zum Ende durchlaufen. 

Nicht so bei diesem Stand – das Spiel muss bis zum Ende weitergespielt werden. 

Die obige Analyse zeigt, dass die Entscheidung des zurückliegenden Spielers, zu passen/zu taken – solange die Position kein hohes Gammon-Potenzial hat – so ziemlich derjenigen bei einem neutralem Score entspricht – er wird sogar etwas eher passen. Daraus folgt, dass die Doppler des führenden Spielers in etwa die gleichen sind, wie sie es bei neutralem Score wären. Er wird aufpassen, keine marginalen Doppler zu geben, da er dem zurückliegenden Spieler keinen leichten Weg zum Sieg ebnen will. Die soliden Doppler sollte er aber auf jeden Fall machen, und wenn der zurückliegende Spieler sie annimmt, geht es einfach ums ganze Match.

Beispiel: 

Wenn Blau diese Stellung bei neutralem Spielstand doppeln würde, hätte Weiß eine knappe Entscheidung. Sein Zugang zum Doppler bedeutet, dass er, wenn er einen Schuss trifft, wahrscheinlich in der Lage sein wird, mit dem Redoppel zu punkten, und das könnte ausreichen, um seine Gewinnchancen auf über 25% zu erhöhen.  
Bei diesem Spielstand jedoch muss sich Weiß, nachdem er den Schuss getroffen hat, beweisen, und die wenigen Partien, die ihm nach dem Treffer entgleiten, reichen wahrscheinlich aus, um seine Equity unter 25 % zu senken, so dass er bei diesem Spielstand passen muss. Auf jeden Fall hat Blau eindeutig ein brennendes Doppel. 

Wenn der Vorteil des führenden Spielers aus einer Gammondrohung besteht, ist das eine andere Geschichte. Falls er führende Spieler die Partie Gammon gewinnt, gewinnt er das gaze Match. Er sollte also seinen Gegner nicht vor die Wahl stellen, entweder zu passen und einen weiteren Tag zu erleben, oder den Doppler anzunehmen und zurückzudoppeln, was das Gammon bedeutungslos machen würde.  
Hat der führende Spieler einige gute Gammon-Chancen, ist es praktisch nie richtig, bei diesem Spielstand zu doppeln. Dies ist ein weiterer Grund, warum der Anführer bestrebt sein sollte, gammonartige Stellungen zu vermeiden.  

Beispiel: 

Diese Position entsteht, nachdem Weiß im Anfangswurf 5-2 geworfen und gesplittet hat, und Blau mit einem 5er-Pasch zwei Steine auf die Bar gesetzt hat.  

Bei neutralem Score hätten wir ein Riesen-Doppel und ein klares Pass im Angesicht der Gammon-Drohung. Beim Spielstand von 3-2 jedoch wäre es ein ernsthafter Fehler von Blau zu doppeln. Sein Vorteil besteht hauptsächlich in der Gammondrohung, und durch den Doppler würde er genau diesen Vorteil verlieren. Weiß wird locker 25 % der Fälle gewinnen, deswegen sollt er taken und schnell redoppeln.  
Falls Weiß jedoch fälschlicherweise passt, ist er wahrscheinlich trotzdem besser dran, als er es gewesen wäre, wenn Blau einfach weitergespielt hätte. 

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