3-1 (2 away, 4 away)
Von Kit Woolsey, 1998 veröffentlicht hier: bkgm.com
Freie Übersetzung: Miriam Wieck und Torsten Lux
Kommentare: Torsten Lux
Dieser Spielstand verdeutlicht wie kein anderer die Bedeutung eines gedoppelten Gammons für den zurückliegenden Spieler, der ja genau vier Punkte benötigt, um das ganze Match auf einmal zu gewinnen. Auf der anderen Seite ist der Equity-Unterschied zwischen einem und zwei Punkten für den zurückliegenden Spieler nicht besonders hoch. Wenn der zurückliegende Spieler also doppelt, gibt es für den führenden Spieler verschiedene Maßstäbe, abhängig vom Gammon-Potenzial der Stellung.
Lasst uns zunächst davon ausgehen, dass kein Gammon-Potenzial vorhanden ist. Aus Sicht des führenden Spielers sehen die Dinge dann so aus:
Wenn er ablehnt, führt er 3-2 mit 60 % Equity.
Wenn er annimmt und gewinnt, gewinnt er das Match mit 100 % Equity.
Wenn er annimmt und verliert, steht es 3-3 und er hat 50 % Equity.
Der führende Spieler erhält auf sein Take eine Quote von 4 zu 1 – sie liegt also besser als die Quote von 3 zu 1 bei neutralem Score. Zwar hat er kein Recube-Potenzial, aber wenn er das Match in mehr als einem von fünf Fällen gewinnt, hat sich das Take schon gelohnt. Folglich sollte der zurückliegende Spieler in puren Rennen konservativer doppeln als normal.
Kommen Gammons ins Spiel, ist das eine andere Geschichte. Schon eine moderate Gammon-Drohung kann eine Stellung, die normalerweise ein klares Take wäre, in ein Pass für den führenden Spieler verwandeln.
Beispiel:

Mit seinen gesplitteten Backcheckern und einem direkten Schuss vor der Nase hat Blau einen klaren Vorteil. Allerdings bleiben Weiß noch eine Menge Gewinnchancen. Außerdem produziert diese Art von Stellung nur eine kleine Zahl an Gammons.
Eine vernünftige Schätzung wäre:
Der führende Spieler gewinnt zu 40 %.
Der zurückliegende Spieler gewinnt zu 40 % einfach.
Der zurückliegende Spieler gewinnt zu 20 % Gammon.
Bei einem ausgeglichenen Spielstand hätten wir ein riesiges Take. Beim 3-1-Spielstand jedoch sieht es so aus:
Der führende Spieler gewinnt: Er gewinnt das Match zu 40 % X 100.
Der zurückliegende Spieler gewinnt einfach: Es steht 3-3, 40 % X 50.
Der zurückliegende Spieler gewinnt Gammon: Er gewinnt das Match zu 20 % X 0.
Das führt zu einer Equity von 60 %, sollte der führende Spieler den Doppler annehmen. Wenn er ablehnt, führt er 3-2 und hat ebenfalls 60 % Equity. Was also bei ausgeglichenem Spielstand ein klares Take wäre, wird ein grenzwertiges Pass/Take beim 3-1-Spielstand.
Wie sieht es aus, wenn der führende Spieler den Vorteil hat? Wenn er doppelt und sein Kontrahent passt, steht es 4-1, mit 17 % Equity für den zurückliegenden Spieler. Wenn dieser den Doppler annimmt, wird er sofort zurück doppeln, so dass es dann um das ganze Match geht. Damit kann der zurückliegende Spieler alles annehmen, wo er mehr als 17 % Gewinnchancen hat.
Angenommen, es gibt keine Gammon-Drohung, kann der führende Spieler doppeln, wenn er 83 % Gewinnchancen hat. Auch wenn der zurückliegende Spieler ein knappes Take hat, sollte der führende Spieler eher gewillt sein, um das ganze Match zu spielen, als zu riskieren, seinen Markt weitaus zu verlieren. Wenn es aber irgendeine reale Gammon-Chance gibt, sollte der führende Spieler bei diesem Score nie doppeln – damit würde er seine Gammon-Drohungen schlicht entwerten.
Die obige Analyse zeigt, wie wichtig es für den führenden Spieler ist, gammonträchtige Positionen zu vermeiden, während der zurückliegende Spieler genau diese anstrebt. Das mag auf den ersten Blick nicht stimmen, da der führende Spieler genau zwei Punkte braucht, um das Match zu gewinnen, er also eigentlich gern ein ungedoppeltes Gammon gewinnen möchte.
Wenn der Doppler nicht gegeben wurde, haben wir folgende Situation:
Der führende Spieler gewinnt einfach: Es steht 4-1 und er hat 83 % Equity.
Der führende Spieler gewinnt Gammon: Er gewinnt das Match und hat 100 % Equity.
Der zurückliegende Spieler gewinnt einfach: Es steht 3-2 mit 60 % Equity.
Der zurückliegende Spieler gewinnt Gammon: Es steht 3-3 mit 50 % Equity.
Der obigen Analyse zufolge erreicht der führende Spieler 17 % Equity, wenn er Gammon gewinnt, während er 10 % Equity verliert, wenn er Gammon verliert; die Gammons begünstigen ihn also. Der Knackpunkt jedoch ist, dass der Doppler gegeben sein wird – sobald Gammons in der Luft liegen und der zurückliegende Spieler vor irgendeiner Marketloser-Sequenz steht, wird er nicht zögern zu doppeln. Steht der Doppler auf der 2, gewinnt der führende Spieler nichts durch einen Gammon-Gewinn, während er 50 % riskiert.
Beispiel:

Blau ist leichter Favorit, vor allem weil er am Wurf ist und Schusschancen hat. Bei ausgeglichenem Score käme der Doppel verfrüht, aber beim Stand von 3-1 wäre er an dieser Stelle korrekt gegeben. Die Volatilität ist hoch und, was noch wichtiger ist: Es besteht eine vernünftige Chance, dass jemand ein Gammon gewinnt. Für Blau ist es essenziell wichtig, dass er sicherstellt, dass der Doppler auf 2 steht, wenn er Gammon gewinnt.